Stellungnahme zur AP22+: Die Schweizer Milchwirtschaft fordert eine Kurskorrektur

06.03.2019

Die Schweizer Milchwirtschaft ist der einzige Agrarsektor, der mit seinen Exportleistungen im internationalen Markt konkurrenzfähig ist. Der Milchmarkt ist wegen Freihandelsabkommen und tiefem Grenzschutz zu einem grossen Teil liberalisiert und damit den globalen Preisschwankungen ausgesetzt. Zudem ist die Milchwirtschaft der mit Abstand bedeutendste Wirtschaftsbereich der Schweizer Landwirtschaft: Mit Milchprodukten, Kalb- und Rindfleisch wird ein Drittel des gesamten Produktionswertes erwirtschaftet. Trotz dem liberalisierten Marktumfeld sind die Kosten auf dem hohen Schweizer Niveau.

Das Direktzahlungssystem machte bisher nur wenig Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren. Dies wird sich gemäss Entwurf zur Agrarpolitik ab 2022 (AP22+) nicht ändern. Die Schweizer Milchwirtschaft darf aber nicht erneut zu den Verlierern gehören. Zwar ist die Branchenorganisation Milch, der Produzenten, Verarbeiter und Detailhändler angehören, mit dem gleich bleibenden Zahlungsrahmen im Grundsatz zufrieden. Um ihre Wettbewerbsnachteile abzufedern, fordert sie aber eine Kurskorrektur. Den grössten Mangel am heutigen System sieht die BO Milch bei den Direktzahlungen und der fast nur die Milchbranche betreffenden teilweisen Marktliberalisierung. Durch diese beiden Instrumente wird heute der innerlandwirtschaftliche Wettbewerb stark zum Nachteil der Milchproduktion beeinflusst. Sektoren mit offenen Grenzen, teilliberalisierte Sektoren und solche mit vollständigem Grenzschutz konkurrieren um Bodenflächen. Die Milchwirtschaft hat hier die schlechtesten Karten.

Weil ein grosser Teil der Schweizer Milchprodukte bereits im internationalen Marktumfeld positioniert ist, aber im Export durch Handelshemmnisse stark behindert werden, fordert die BO Milch hier bessere Rahmenbedingungen. Wenn Freihandelsabkommen mit wichtigen Drittstaaten ausserhalb der EU abgeschlossen oder ausgebaut werden, sind die Exportinteressen der Schweizer Milchwirtschaft unbedingt zu wahren.

Bessere Abgeltung des Arbeitsaufwandes

Die Direktzahlungen sind seit dem Systemwechsel vor acht Jahren stark auf die Fläche ausgerichtet. Damit wird die Flächenmobilität gehemmt, es werden grosse Anreize zur Extensivierung gesetzt, und die Produktion wird vernachlässigt. Um diesem Umstand entgegen zu wirken, fordert die BO Milch, dass im Rahmen der AP22+ der Arbeitsaufwand besser abgegolten wird. Sie schlägt vor, die Beiträge für die Tierwohlprogramme BTS und RAUS für Milchvieh wesentlich zu erhöhen. Dies gilt ebenso für den Beitrag für die graslandbasierte Milchproduktion (GMF). Die BO Milch fordert hier zudem, dass in diesem Programm ein höherer Anteil von Futterpflanzen wie Mais in der Ration zulassen wird. Es macht weder aus Sicht der Ökologie noch aus Sicht der Tierernährung Sinn, importiertes gegenüber inländischem Raufutter mit einer vernünftigen Ration Mais besser zu stellen. Die BO Milch ist zudem offen für konstruktive Ideen rund um die neue Kategorie der Produktionssystembeiträge, weil diese eine Abgeltung für den hohen zusätzlichen Arbeitsaufwand in der Milchproduktion bedeuten. Sie fordert aber, dass diese in Zusammenarbeit mit der Branche entwickelt werden.

Auch fordert die BO Milch, in der AP22+ auf die Kürzung der Zulage für verkäste Milch zu verzichten und die Zulage für die Fütterung ohne Silage weiterhin nur für Milch zu gewähren, die zu Käse verarbeitet wird. Die BO Milch ist überzeugt, dass der Milchwirtschaft ansonsten weitere Wettbewerbsnachteile entstehen werden.

Die Milchbranche engagiert sich

Um ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern, setzt die Milchbranche nicht alleine auf die Unterstützung durch den Bund. Mit der Einführung der «Nachhaltigen Schweizer Milch» am 1. Juli 2019 beweist sie, dass sie sich für eine dynamische und zukunftsgerichtete Wertschöpfungskette einsetzt. Der Standard hilft mit, Qualitätskriterien der Produktion von Schweizer Milch wie die tierfreundliche Haltung oder die Tiergesundheit zu unterstreichen, zu kommunizieren und diese Mehrwerte mit einem Mehrerlös abzugelten.

 

Für Rückfragen:

Peter Hegglin, Präsident BO Milch, 079 743 48 19

Stefan Kohler, Geschäftsführer BO Milch, 031 381 71 11 / 078 828 18 58

Medienmitteilung vom 5. März 2019

 

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