BO Milch unterstützt weitere Butterimporte
17.07.2020
Bereits im April hat die Branche ein Gesuch für den Import von 1000 t Butter gestellt. In der Zwischenzeit hat sich gezeigt, dass diese Menge nicht ausreicht, um eine sichere Versorgung bis Ende Jahr zu gewährleisten. Nach Konsultationen bei den Butterherstellern, dem Detailhandel und bei den Milchproduzentenorganisationen ist die BO Milch zu Schluss gekommen, dass weitere Importe im Umfang von 1800 t Butter nötig sind.
Vor dem Entscheid sind Verhandlungen zwischen den Milchbauern und den Milchverarbeitern geführt worden. Diese Verhandlungen konnten am Freitag, 17. Juli, erfolgreich abgeschlossen werden, indem sich die Produzenten und die Verarbeiter auf einen Kompromiss in den laufenden Milchpreisverhandlungen einigen konnten.
Für Rückfragen:
Peter Hegglin, Präsident BO Milch, 079 743 48 19
Stefan Kohler, Geschäftsführer BO Milch, 031 381 71 11 / 078 828 18 58
Medienmitteilung vom 17. Juli 2020
Die Fakten zu den Butterimporten von Mitte Juli 2020
Warum die Schweiz derzeit zu wenig Butter hat
Die Gründe:
- Die Milchproduktion ist seit rund zwei Jahren zwar stabil, jedoch im langjährigen Mittel eher tief.
- Der Käseabsatz ist seit längerer Zeit sehr erfreulich, was zu einer höheren Käseproduktion und damit zu weniger Milch für andere Verwertungskanäle führt.
- Die Lebensmittelindustrie setzt wieder häufiger Milchfett statt Palmöl ein, beispielsweise in der Glace-Produktion.
- Butter hat in Kombination mit dem Koppelprodukt «Magermilchprodukte» eine
eher tiefe Wertschöpfung – auch aufgrund der gegebenen agrarpolitischen Rahmenbedingungen –, sodass die Butterherstellung aus Rohmilch nicht an erster Stelle steht. - Der Butterabsatz ist in der Schweiz in den letzten Monaten gestiegen.
Hat das knappe Butterlager etwas mit der Corona-Situation zu tun?
Während des Lockdown wurde wesentlich mehr Butter verkauft. Dies hat einerseits damit zu tun, dass die Leute sich vermehrt zu Hause verpflegt haben andererseits reduzierte sich der Einkaufstourismus - und damit die Direktimporte durch die Konsumenten - während zwei Monaten auf praktisch null.
Was ist der Zusammenhang Milch und Butter?
Milch enthält Milchfett, Milcheiweiss und Milchzucker. Bei der Milchverarbeitung zu Käse, Trinkmilch, Milchpulver und anderem wird in den meisten Fällen ein Teil des Milchfetts abgerahmt, daraus entsteht Butter und Konsumrahm. Nur ein kleinerer Teil der Butterproduktion entsteht direkt aus der Zentrifugation von Rohmilch zu Rahm für die Butterei und Magermilch, weil die Magermilch bzw. das daraus hergestellte Magermilchpulver eine tiefe Wertschöpfung hat.
Warum sind jetzt Butterimporte nötig?
Damit die Versorgung mit Butter über das ganze Jahr gesichert bleibt, sollten Mitte Jahr 4000 bis 5000 t Butter in den Tiefkühllagern liegen. Weil seit Monaten die Butterproduktion deutlich unter den Vorjahren liegt und eine gestiegene Nachfrage besteht, kann derzeit kein genügend grosser Lageraufbau stattfinden. In den Tiefkühllagern befinden sich Mitte Juli rund 600 t Butter. 1000 t Importe wurden im April bewilligt, 900 t Importe wurden bereits früher in die Wege geleitet. Das Manko für 2020 beträgt derzeit hochgerechnet noch etwa 1300 t.
Warum werden 1800 t Importe beantragt, wenn das Manko tiefer ist?
Für eine sichere Inlandversorgung braucht es ein etwas grösseres Lager als nur das Minimum. Werden nur 1300 t importiert, besteht die Gefahr, dass in der Weihnachtszeit, wenn Butter das Guetzli-Backen besonders gefragt ist, das Lager bereits wieder leer ist. Es ist auch kein Schaden, mit einem Lagerbestand von einigen hundert Tonnen in den Jahreswechsel zu gehen.
Was braucht es, damit Butterimporte erlaubt werden?
Für viele Milchprodukte wie Butter, Rahm oder Trinkmilch besteht ein hoher Grenzschutz. Das heisst der Zoll ist derart hoch, dass sich Butterimporte im normalen Rahmen nicht lohnen. Damit sind Butterimporte ausserhalb des sogenannten Zollkontingents gemeint. Eine Erhöhung der Butterzollkontingente muss immer durch den Bund beschlossen werden. Diese Kontingente werden dann mittels Versteigerung an interessierte Importeure verteilt.
Wer ist zuständig für den Entscheid, Butterimporte zu bewilligen?
Normalerweise entscheidet der Bundesrat, er hat die Verantwortung in der aktuellen Situation aber dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) übertragen. Das BLW entscheidet aufgrund von einem Antrag, ist aber frei, die Situation selbst einzuschätzen. Das BLW hatte im April die BO Milch um eine Stellungnahme gebeten, weil in der BO Milch als Branchenorganisation fast die ganze Wertschöpfungskette der Milchbranche vertreten ist.
Wenn Butter knapp ist, sollten die Preise steigen. Wie funktioniert hier der Markt?
Der Butterpreis ist in den vergangenen Monaten gestiegen. Höhere Butterpreise führen auch zu höheren Milch- und Rahmpreisen. Der Entscheid der BO Milch, ein Gesuch für Butterimporte zu stellen, war geknüpft an die Bedingung, dass die marktbedingten höheren Butterpreise an die Milch- und Rahmproduzenten weitergegeben werden. Diese Bedingung wurde erfüllt. Weil in diesem Frühjahr die Preise für Magermilch aber massiv gesunken sind, schlug der höhere Wert des Milchfetts nicht in allen Fällen in höhere Milchpreise um. Je nach Verarbeiter wog der Minderwert des Milcheiweisses den Mehrwert des Milchfetts mehr als auf.
Warum macht die Branche nichts gegen die Mangelsituation?
Butter ist wie erwähnt im Schweizer Milchmarkt eine klassisches Regulierprodukt. Wenn es etwas zu viel Milch gibt, dann wird der Milchüberschuss über Butter- und Magermilchpulverexporte abgefedert. Dies kostet die Milchbranche wegen der Deklassierung der Milch stets einige Millionen Franken. Ist nun wie aktuell etwas zu wenig Milch bzw. Milchfett für die Butterproduktion vorhanden, muss etwas Butter importiert werden. Insgesamt hat es nicht zu wenig Milch, jedoch führt der Markterfolg in anderen Bereiche der Milchwirtschaft zu einer Verknappung in der Butterproduktion und zu einer Erhöhung des Importbedarfs. Das Buttermanko kann nicht einfach kurzfristig durch ein Aussetzen der Belieferung der Schweizer Nahrungsmittelexporteure gelöst werden. Hier bestehen langfristige Lieferverträge. Zudem besteht die Gefahr, dass die Nahrungsmittelindustrie aufgrund der Nichterfüllung der Swissness die Produktion entweder stark drosselt oder in einem weiteren Schritt auch ganz auf Schweizer Milchpulver und Butter verzichten würde.
Will man mehr Butter aus der Schweiz, muss man dafür sorgen, dass mehr Milch produziert wird oder dass die Butterherstellung im Vergleich zur anderen Verarbeitungsbereichen wieder attraktiver wird. Dies sind Massnahmen, die nur langfristig wirken. Die BO Milch ist seit diesem Frühling an der Arbeit, die vorhandenen Instrumente auch auf die Buttermangelsituation zu überprüfen und anzupassen.
Führt die tiefere Milchmenge insgesamt also nicht zu höheren Milchpreisen?
Der Schweizer Milchpreis ist mehr als andere Agrarmärkte von den internationalen Marktentwicklungen abhängig. Und in Europa sind die Milchpreise aufgrund von Corona sehr stark zurückgegangen. Die aktuelle Situation mit einer etwas tieferen Milchproduktion hat aber durchaus Auswirkungen auf den Milchpreis. C-Milchlieferungen und somit auch die tiefen C-Milchpreise sind seit 2 Jahren kein Thema mehr. Der durchschnittliche Milchpreis für Molkereimilch lag seit 2014 nie mehr so hoch wie momentan. Insgesamt ist der Milchpreis seit 4 Jahren steigend. Dies wird voraussichtlich auch 2020 der Fall sein. Von Januar bis Mai lagen die Durchschnittspreise für Molkereimilch mehr als 3 Rp. über Vorjahr. Vor 4 Jahren lagen die Milchpreise noch rund 5 bis 6 Rp. tiefer. Dies entspricht einer Wertschöpfungsverbesserung von rund 100 bis 120 Mio. Franken zugunsten der Milchproduzenten innerhalb von 4 Jahren.
Woher kommt die importierte Butter?
Die Butter kommt aus der EU. Der Importeur der Butter ist frei, einen Hersteller im Ausland auszuwählen, es dürfte auch nicht alle importierte Butter vom gleichen Lieferanten kommen.